Gerecht bauen
Umbau und Erweiterung des Justizgebäudes Salzburg
Früher hatte ein Gerichtsgebäude die Majestät des Rechts auszustrahlen. Der Untertan hatte sich klein zu fühlen, wenn er die Hallen der Justiz betrat. Und wenn er dann zu Kerker verurteilt war, sollte der Bürger als Strafgefangener tunlichst versteckt werden vor der Öffentlichkeit. Wir haben mit diesem überkommenen Verständnis von Justiz gebrochen und das Justizgebäude Salzburg mit einem offenen, transparenten und niederschwelligen Konzept in das 21. Jahrhundert überführt.
Details
Fotografie
Lukas Schaller
Auftraggeber
Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Status
Realisiert
NGF
21.200 m²
Baukosten
53,5 Mio. €
Auszeichnungen
Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2019, klimaaktiv Gold & klimaaktiv Silber
Zeitgemäße Gerichtsbarkeit
Durch die Absiedelung des ansässigen Gefängnisses nach Puch-Urstein wurde im Justizgebäude am Rande der Salzburger Altstadt notwendiger Raum für die Staatsanwaltschaft und das Salzburger Landesgericht frei. Wir haben den denkmalgeschützten Palast aus dem 19. Jahrhundert geöffnet, die Gefängniszellen der Siebzigerjahre aufgebrochen und das kafkaeske Labyrinth, in dem sich die BesucherInnen nur verirrten, beseitigt. Jetzt öffnet sich ein markantes Justizzentrum nach allen Seiten zur Stadt: Mit seinen Innenhöfen kann es von PassantInnen betreten und bestaunt werden. Transparent und offen, so wie wir uns auch die Gerichtsbarkeit in einer Demokratie vorstellen.
»Transparent und offen, so wie wir uns die Gerichtsbarkeit in einer Demokratie vorstellen.«
Selbstbestimmte Orientierung
Die Öffnung des ehemals palastartigen Gebäudekomplexes erreichen wir durch die Aktivierung aller Durch- und Eingänge und die Neuerrichtung eines y-förmigen Verbindungsbaus im Hof. Der verglaste Neubau beherbergt alle Verhandlungsräume sowie den neuen Haupteingang. Über das Atrium, das alle Geschoße verbindet, und die Ein- und Durchblicke des Innenhofs können sich die BesucherInnen schnell im Kontext des Gesamten verorten.
»Damit ist den Architekten fast so was wie die Quadratur des Kreises gelungen.«
architektur.aktuell (11/12)
Denkmal im Umbruch
Im Laufe der Auseinandersetzung mit dem Salzburger Justizgebäude haben wir drei Herangehensweisen zwischen Neubau und Bestand kombiniert, um am Ende ein neues harmonisches Ganzes zu erreichen.
»Im Umgang mit dem Bestand zeigt sich, dass der Verfasser über ein hohes Maß an Erfahrung und Kompetenz mit historischen Gebäuden verfügt.«
Auszug aus dem Juryprotokoll
Neue Perspektiven
Mit unserer aus denkmalpflegerischer Sicht behutsamen und in der öffentlichen Wahrnehmung doch signifikanten Öffnung des Komplexes nehmen wir dem Justizgebäude den autoritären, hermetischen Charakter und verzahnen den heterogenen Umraum der Salzburger Altstadt mit dem Gebäude.
Die weltberühmte Dachlandschaft der Stadt können BesucherInnen vom Dachterrassencafé aus erleben, das wir auf dem Flachdach des Neubaus errichtet haben.
Auftragsart
EU-weit offener Wettbewerb
Auftraggeber
Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Realisierung
2015–2018
BGF
27.300 m²
Auftragsumfang
Generalplanung
Ort
Salzburg
Status
Realisiert
Baukosten
53,5 Mio. €
Planung
2012–2015
NGF
21.200 m²
MitarbeiterInnen
Ursula Gau (PL), Norbert Peller, Uta Deri, Thomas Rögelsperger, Linda Ercusi, Monika Liebmann-Zugschwert, Barbara Wagner, Michael Schneller, Tamás Kurucsó, Karin Brandstötter, Werner Reifner, Anna Ladurner, Dieter Fellner, Eva Fischer
Auszeichnungen
Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2019, klimaaktiv Gold & klimaaktiv Silber
Statik
KPPK
Bauphysik
KPPK
Gebäudetechnik
Zentraplan
Lichtplanung
Christian Ploderer
Landschaftsplanung
Rajek Barosch
Brandschutzplanung
Norbert Rabl
Fassadenplanung
Face of Buildings planning stimakovits
Kostenmanagement
Atelier 23 Architekten
Fotografie
Lukas Schaller