Mit der Natur heilen
Neubau Leitspital Region Liezen, Steiermark
mit Maurer&Partner
Die Steiermark hat einen Plan. Um der Bevölkerung auch in Zeiten von zunehmender Lebenserwartung und fortschreitender Digitalisierung moderne und sichere Gesundheitsversorgung gewährleisten zu können, sollen in den kommenden Jahren Gesundheits- und Facharztzentren im Bezirk Liezen entstehen – und ein Leitspital, das noch mehr Fachkompetenz bündelt. Und zwar auf der grünen Wiese in Stainach-Pürgg, einer 3.000-Einwohner-Gemeinde, zentral im Bezirk gelegen.
Details
Auftraggeber
KAGes
Status
In Bearbeitung
NGF
48.114 m²
Auszeichnungen
1. Preis
Die Herausforderung
Noch wächst auf dem Grundstück, wo in ein paar Jahren das neue Leitspital in Betrieb gehen soll, Klee. Im Hintergrund zeichnen sich die sanften Berggipfel ab, es herrscht dörfliche Idylle. Das soll so bleiben, auch wenn hier in ein paar Jahren das neue Leitspital mehr medizinisches Angebot zusichern wird als die bisherigen Spitäler in Bad Aussee, Rottenmann und Schladming zusammen. Und hier ist auch schon eine der größten Herausforderungen im Wettbewerb auszumachen: Ein 230-Betten-Spital in Hanglage zu planen, mit kurzen Wegen, einfacher Orientierung, ohne dabei drei Geschoße zu überschreiten.
Ein Krankenhaus, drei Häuser
Um den dörflichen Charakter zu bewahren, setzen wir drei unterschiedlich große Baukörper versetzt in die sanft ansteigende Landschaft. Mit dieser möglichst kleinteiligen Struktur und dem Zunutzemachen der Topografie schaffen wir es, alle funktionalen Anforderungen des Krankenhauses in nur drei wahrnehmbaren Geschoßen unterzubringen und gleichzeitig für maximale Belichtung zu sorgen. Gemeinsam bilden die drei Gebäude auch den Vorplatz – das vorgezogene, begrünte Dach der Sockelzone sorgt für einen witterungsgeschützten Haupteingang. Das Besondere: Durch getrennte und jeweils eigene Zufahrten für Rettungswägen, Besucher-PKWs und Anlieferungen bleibt der Vorplatz autofrei.
»Die im Landschaftsbild wahrnehmbaren drei Baukörper bestechen durch kontextuale Einfachheit und Angemessenheit für den vorhandenen Ort. Es scheint weder eine Störung noch eine Irritation durch die Situierung dieser doch anspruchsvoll, voluminösen und funktionalen Gebäudestruktur hervorgerufen zu werden.«
Auszug aus dem Juryprotokoll
Orientierung in allen Lebenslagen
Durch den Haupteingang gelangen PatientInnen und BesucherInnen in das zweigeschoßige Foyer. Hier kommen Menschen an, die sich krank fühlen, verletzt oder auch in Sorge um Angehörige sind. Sie befinden sich in physischen und psychischen Ausnahmesituationen. Umso wichtiger ist es, dass sie sich einfach zurechtfinden, denn Orientierung gibt auch Sicherheit. Hier helfen die Rezeption als zentrale Anlaufstelle, der hohe Luftraum sowie die offenen Treppen und die Liftgruppe, die sämtliche Pflegestationen miteinander verbindet. Direkt im Erdgeschoß befinden sich auch hoch frequentierte Bereiche wie die ambulante, tagesklinische und akutstationäre Einheit (AMTASE), die Radiologie, unterstützende Behandlungen wie Physio- und Ergotherapie sowie die Dialyse. Hier in diesem offenen Bereich herrscht reges Treiben und es gibt ein Kommen und Gehen.
»Sämtliche Wegestrukturen für Patienten, Besucher und Personal werden gut erkennbar mit hoher Orientierbarkeit angelegt und entsprechen einer zukunftsweisenden Spitalsorganisation.«
Auszug aus dem Juryprotokoll
Zur Ruhe kommen
Weniger stark von TagespatientInnen frequentiert sind die oberen Etagen, wo neben OP-Sälen und Intensivstation die Pflegestationen dominieren. Hier prägen kurze Wege, viel Tageslicht und klare Funktionsabläufe den Arbeitsalltag des Krankenhauspersonals. In den Sozialräumen und Loggien der Pflegestationen können die MitarbeiterInnen dann auch mal kurz zur Ruhe kommen und sich erholen.
Das ist auch unser Anspruch an die Pflegezimmer: In allen haben die PatientInnen Ausblick ins Grüne und somit einen direkten Zugang zum Freiraum, der bei der Heilung unterstützt. Wenn ein neues Spital in so einer Umgebung entsteht, ist es unumgänglich, auch die Lage maximal zu nutzen und die Landschaft bewusst ins Gebäude zu ziehen. Auch der Werkstoff Holz in den PatientInnenzimmern ist ein Bestandteil des Genesungsprozesses, da dieser nachweislich eine beruhigende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System hat.
»Uns war wichtig, dass sich alle Pflegezimmer nach außen orientieren. Durch die versetzte Anordnung der Baukörper ist kein gegenseitiger Einblick möglich und die PatientInnen erhalten so einen unverbauten Fernblick in die Natur.«
Friedrich Körner, Franz&Sue-Projektleiter
Im Einklang mit der Natur
Das große Grundstück nutzen wir für einen naturnah angelegten Landschaftspark. Die Grünflächen umspülen regelrecht die Baukörper von allen Seiten und sind bis in die von den Gebäuden umschlossenen Themenhöfe spürbar. Im Eingangsbereich schaffen Sitz- und Verweilbereiche Treffpunkte auch außerhalb des Krankenhauses. An die Pflege-Geriatrie angeschlossen entsteht ein abwechslungsreicher Therapie- und Demenzgarten, der restliche Landschaftspark ist als Erholungs-, Aktiv- und Spielelandschaft für alle Generationen konzipiert. Auf diese Weise entsteht in Liezen ein naturnahes Leitspital, das die lokale Bevölkerung in allen Lebenslagen – von der Entbindungsstation über Kinderambulanz und Intensivmedizin bis zu Spezialmedizin für ältere Menschen– begleiten und unterstützen wird.
Auftragsart
EU-weiter, offener, zweistufiger Wettbewerb
Auftraggeber
KAGes
BGF
52.024 m²
Auftragsumfang
Generalplanung
Ort
Stainach-Pürgg, Steiermark
Status
In Bearbeitung
NGF
48.114 m²
MitarbeiterInnen
Barbara Hohensinn (PL), Simon Bammer (PL), Ana Mandić-Huber, Elisabeth Nobl, Kevin Jan Mazanek, Thomas Karl, Beste Bülen, Sebastian Eckert, Friedrich Körner, Lica Anic, Asmir Mehic, Sinem Firat, Melina Blatt
Auszeichnungen
1. Preis
Landschaftsplanung
EGKK