Zuhause auf Zeit
Sozialpädagogisches Betreuungszentrum Hollabrunn, Niederösterreich
Für Jugendliche aus schwierigen familiären Verhältnissen haben wir ein temporäres Zuhause mit kleinen Wohneinheiten, Lehrwerkstätten und einem wunderschönen Ahornhain geschaffen, in denen sie sich in Geborgenheit frei entfalten und entwickeln können: vielfältige Räume für die intimen, semi-öffentlichen und exponierten Momente im Leben eines jungen Menschen.
Details
Fotografie
Kurt Kuball, Lisa Rastl
Auftraggeber
CLIVUS Grundstückvermietungsgesellschaft m.b.h.
Status
Realisiert
NGF
4.090 m²
Baukosten
10,0 Mio. €
Auszeichnungen
Goldene Kelle 2014, best architects 2016, Österreichischer Fassadenpreis 2015, Niederösterreichischer Baupreis 2016, Sonderpreis
Temporäre Heimat
Soll eine schwierige Reise enden, braucht es am Ziel ein Ankommen, offene Arme und Geborgenheit. Jugendliche aus schwierigen familiären Verhältnissen ziehen hierher, wenn das Zuhause keines mehr ist: Ein Übergangs- und Schonraum, in dem man Wertschätzung und Sicherheit erfährt, aber auch ein Bereich, in dem man mit anderen lebt, sich in geschützter Umgebung persönlich und beruflich entwickeln kann.
»Den BewohnerInnen Raum für ihre unterschiedlichen Stimmungen geben, den Wechsel aus Arbeit und Freizeit erleben.«
Der Vielfalt eines jungen Lebens vielfältige Räume für intime, semi-öffentliche und exponierte Momente bieten, das war unsere selbst gestellte Herausforderung. Bis zu 60 — meist weibliche — Jugendliche aus Niederösterreich leben und arbeiten hier. Manche halten sich 24 Stunden lang vor Ort auf, sogar an den Wochenenden. Wenn ein Bursche keine Übernachtungsmöglichkeit hat, darf auch er bleiben.
Neue Landschaft im Ahornhain
Das gewachsene Ensemble des Landesjugendheims mit Verwaltungsgebäude (1890), Schule, Kapelle (1960er-Jahre) und Wirtschaftsgebäude haben wir den modernen Anforderungen gemäß adaptiert, neu gegliedert und vergrößert. Dem fügten wir einen mäandrierenden — bis zu zwei Stock hohen — 93,30 Meter langen Baukörper hinzu.
Er nimmt die abschüssige Topografie auf und gliedert die – bisher kaum beachtete – wunderschöne Grünfläche in einen südlichen intimen Park mit alten Ahornbäumen und einen nördlichen Bereich mit den Wirtschafts- und Lehrgärten.
Geborgenheit in der Gemeinschaft
Die Wohn- und Arbeitsbereiche sind räumlich und organisatorisch klein strukturiert, gut überschaubar und haben eine persönliche, vertrauens- und beziehungsfördernde Atmosphäre. Die hellen Wohngruppen mit warmen Parkettböden und Ein- und Zweibettzimmern, eigener Küche, Wohnzimmer und Terrasse geben Rückzug und Halt, „ein angenehmer, überhaupt nicht selbstverständlicher Luxus“, so die BewohnerInnen.
»Uns war wichtig, den Jugendlichen ein Zuhause zu geben, in dem sie sich daheim fühlen und mit dem sie sich identifizieren können.«
Ruhe und Helligkeit
Entlang der geschützten Innenhöfe liegen ebenerdig die Lehrwerkstätten, wie Küche, Wäscherei und Friseur, die KundInnen aus der Ortschaft besuchen können. Ein großer Speisesaal für etwa 100 Personen, in dem Kaffee und Kuchen auch für Gäste angeboten wird, liegt stirnseitig, einladend öffnet er sich zum älteren Bestand.
Das satte Grün der Umgebung ist in allen Räumen durch die großen Fassadenfenster erlebbar, schafft Ruhe und Helligkeit: Ankommen und zu Hause sein – hier auf Zeit und im Leben draußen hoffentlich für immer.
Auftragsart
EU-weit offener, zweistufiger Wettbewerb
Auftraggeber
CLIVUS Grundstückvermietungsgesellschaft m.b.h.
Realisierung
2012–2015
BGF
5.100 m²
Auftragsumfang
Gesamte Planung und ÖBA
Ort
Hollabrunn, Niederösterreich
Status
Realisiert
Baukosten
10,0 Mio. €
Planung
2010–2014
NGF
4.090 m²
MitarbeiterInnen
Corinna Toell (PL), Sonja Mitsch (PL), Wolfgang Fischer
Auszeichnungen
Goldene Kelle 2014, best architects 2016, Österreichischer Fassadenpreis 2015, Niederösterreichischer Baupreis 2016, Sonderpreis
Statik
DI Wolfgang Engel
Bauphysik
Schöberl & Pöll
Gebäudetechnik
TK11 Gebäudetechnik
ÖBA
Franz&Sue: Neubau, Martin Grimus: Umbau Bestand
Fotografie
Kurt Kuball, Lisa Rastl