Glückliche Metamorphose
Gymnasium Vöslau-Gainfarn, Niederösterreich

Dunkle Gangschule und Frontalunterricht waren gestern: wir transformierten eine alte Försterschule in ein helles und zeitgemäßes Gymnasium mit abwechslungsreichen Orten zum Verweilen, Kommunizieren und Konzentrieren. Für ein selbstbestimmtes, freudiges und freies Lernen und Lehren.
Details
Fotografie
Kurt Kuball, Lukas Schaller
Auftraggeber
Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Status
Realisiert
NGF
9.450 m²
Baukosten
15,0 Mio. €

Von starr zu flexibel
Neue Lehrmethoden benötigen flexible Raumkonzepte und eine multifunktionale Architektur: teilbare Klassen, Arbeitsstationen für die PädagogInnen, Begegnungszonen, Entspannungs– und Bewegungsbereiche, Raumangebote für den Unterricht im Freien. Die Zeiten der hierarchisch strukturierten Schulen, in denen sich an langen, dunklen Gängen ein Klassenzimmer an das andere reihte, sind vorbei. Die ehemalige Försterschule, die wir in Bad Vöslau-Gainfarn vorfanden, war genau so und diese wollten wir grundlegend modernisieren.
»Der Umbau verwandelte eine abgenutzte, zweigeschoßige Gangschule mit Souterrain aus den Siebzigern in ein großzügiges, lichtes, vielfältiges Umfeld für Wissensaustausch und Begegnung.«
Isabella Marboe, architektur.aktuell, 10.2014
Amorph statt eckig
Wir rissen die nicht mehr brauchbaren Gebäudeteile ab und sanierten den Bestand aus den 70er-Jahren. Diesen ergänzten wir mit weiteren Trakten, die wie ein Windrad um die neue zentrale 50 mal 60 Meter große Aula positioniert sind. In die Aula stellten wir ein amorph geformtes Gebilde, denn Eckiges gab es ohnehin schon genug.
In den Umkleideräumen, Duschen und Toiletten im hinteren Teil ziehen sich die SchülerInnen für den Sportunterricht um und laufen auf direktem Wege, auf gleicher Ebene, zu einem der zwei angrenzenden Turnhallen oder den Sportplätzen ins Freie. Schöner Nebeneffekt: Durch die so zueinander gesetzten Gebäudeteile entstanden vielfältige Außenräume, Nischen und Freiflächen.

»Eckiges gab es ohnehin schon genug.«
Erwin Stättner, Franz&Sue-Partner

Das Gegenteil von Grau
Damit die Aula nicht nur Durchgangsbereich blieb, gestalteten wir die Treppe als großes Sitzmöbel mit einem hellen Oberlicht darüber, auf dem die Jugendlichen lümmeln, Hausaufgaben abschreiben, tratschen und spielen.
Die bunte „Jollystift-Decke“ aus roten, zitronengelben, orangen, blauen und hellgrünen, diagonal verlaufenden Aluminiumlamellen vor schwarz gestrichenen Herakustikpanelen ist nicht nur im wahrsten Sinne »schräg«, sie ist das Gegenteil von Grau. Und sie schluckt den Lärm, den viele Jugendliche an einem Ort gemeinsam nun einmal produzieren. Das Deckenmotiv taucht als verbindendes Gestaltungselement immer wieder in den diversen Gebäudeteilen auf, sogar unterm Vordach des Portals. Manche sagen, es sei zum Wahrzeichen der Schule geworden.

»Wir ließen uns bei der Farbgebung der Decke vom Spektrum der Jolly-Buntstifte inspirieren.«
Lucie Vencelidesová, Franz&Sue-Projektleiterin


Licht, Transparenz und Lebendigkeit
Durchgehende Fensterbänder machen die Gänge und Räume hell und luftig. Der Bezug zum Außenraum ist damit überall vorhanden. Der Blick kann schweifen, die Gedanken können sich ordnen und der schulfreie Nachmittag liegt visuell zumindest nah. Die Gangfenster mit Sitzlaibungen erlauben spannende Sichtachsen in und aus den Klassenzimmern, bringen Licht, Transparenz und Lebendigkeit. Gangschule war gestern.

Wohnzimmer im Freien
Ein Element, das wir im Bildungsbau immer gerne einsetzen – eine Dachterrasse – haben wir auf dem Flachdach der Aula platziert. Auf den runden bunten Sitzinseln, die zwischen Pflanzentrögen stehen, entspannen die SchülerInnen, lernen für den nächsten Test, lauschen dem Unterricht unter freiem Himmel oder schauen beim Sportunterricht auf den Plätzen darunter zu. Der ökologische Aspekt: Das gesamte Gebäude wurde nebst thermischer Sanierung auf Niedrigenergiestandard gebracht. Auf aufwendige Haustechnik haben wir verzichtet. Eine Hackschnitzelheizung nutzt Brennmaterial, das regional vorhanden ist.
Auftragsart
EU-weit offener Wettbewerb
Auftraggeber
Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Realisierung
2012–2014
BGF
10.600 m²
Auftragsumfang
Generalplanung
Ort
Bad Vöslau, Niederösterreich
Status
Realisiert
Baukosten
15,0 Mio. €
Planung
2010–2014
NGF
9.450 m²
MitarbeiterInnen
Lucie Vencelidesová (PL), Anna Gruber, Michael Hasslacher, Bernd Stuffer, Joseph Suntinger, Christian Szalay, Wolfgang Fischer, Daniel Kovacs, Larissa Sandhack, Kamile Batur
Statik
Petz
Bauphysik
Schöberl & Pöll
Gebäudetechnik
BPS Engineering
Brandschutzplanung
FSE Ruhrhofer & Schweitzer
ÖBA
A Quadrat
Fotografie
Kurt Kuball, Lukas Schaller