Von Scheiben und Bögen

Design der ÖBB-Haltestellen zwischen Meidling und Mödling

Tausende Menschen pendeln täglich per S-Bahn vom Süden Wiens gen Bundeshauptstadt, der Streckenabschnitt zwischen Meidling und Mödling mit bis zu 400 Zügen pro Werktag ist einer der am stärksten frequentierte im gesamten ÖBB-Netz. Beim viergleisigen Ausbau der Strecke entstehen in den kommenden Jahren neue Haltestellen, bestehende werden umgestaltet. Unser Entwurf für diese Stationen sieht ein dem Ort angepasstes, flexibles und langlebiges Konzept vor, das von seinem Wiedererkennungswert – den Scheiben und Bögen – lebt.

Details

Auftraggeber

ÖBB-Infrastruktur AG

Status

Idee

Brutalismus trifft Jugendstil

Alle Stationen, bei denen die S-Bahn-Trassen in Hochlage verlaufen – wie etwa bei den Stationen Atzgersdorf oder Hetzendorf – sind statisch besonders herausfordernd. Um ein gemeinsames Erkennungsbild zu schaffen, setzen wir massive Stahlbetonscheiben ein, die an ihren Kreuzpunkten besonders tragfähig sind. Diese Scheiben kreuzen wir zusätzlich mit Bögen und schaffen eine Anlehnung an die Wiener Stadtbahnbögen von Otto Wagner. Zusammen mit den Scheiben formen sie ein besonders wirksames statisches System, das auch Vibrationen standhält und gleichzeitig ein identitätsstiftendes Motiv darstellt. Im Inneren ermöglichen die Bögen einen flexiblen Grundriss und schaffen eine sakrale Raumstimmung. 

Ein Motiv für alle Stationen

Wichtig ist, dass die umgestalteten Stationen der Bahnstrecke Meidling-Mödling eine Lesart verfolgen. Unser Gestaltungskonzept passt sich dabei den unterschiedlichen Gegebenheiten an und reagiert individuell – etwa auf Raumhöhe, Achsraster, Nachbarschaft, Straßenkante und Höhenlage. Auch bei den Stationsneubauten, bei denen der Bahnsteig auf Straßenniveau verlaufen wird, ist das Leitmotiv übersetzbar. Am Beispiel der Station Hetzendorf ist zu sehen, wie durch das Scheiben-Bogen-Motiv unterhalb des Tragwerkes ein neues Zugangsgebäude entsteht, bei dem wir die Raumhöhe von über acht Metern ausnutzen, um einen hellen und gut einsehbaren Raum für Wartebereiche und Geschäftsflächen zu schaffen. Am Vorplatz sehen wir zusätzlich öffentliche Flächen, wie etwa eine Kletterhalle, Co-Working Spaces oder Bars vor, die nebenbei noch das Quartier attraktivieren. 

»Je nach Lage und Umgebung können die Scheiben und Bögen individuell reagieren. Sowohl Achsraster als auch Raumhöhe sind anpassungsfähig, ohne dabei an Stärke oder Wiedererkennungswert zu verlieren.«

 

Neu interpretiert

Die komplett neu gebaute Haltestelle Brunn Europaring unterscheidet sich von Atzgersdorf und Hetzendorf. Das freistehende Zugangsgebäude besteht zwar konstruktiv auch aus den tragenden Scheiben und dem Bogenmotiv, da es jedoch nur die Eigenlast tragen muss, sehen wir eine Holzkonstruktion vor. Die Fassade kann vollflächig verglast werden, um noch mehr Offenheit und Helligkeit zu gewinnen.

»Die Identifikation und räumlichen Qualitäten ziehen sich als Konzept über die gesamte Bahnstrecke von Meidling bis nach Mödling.«

Ansicht Station Hetzendorf

Schnitt Station Hetzendorf

Grundriss Station Hetzendorf

Lageplan Station Brunn Europaring

Index/Count
Auftragsart

nicht-offener Wettbewerb

Auftraggeber

ÖBB-Infrastruktur AG

BGF

1.928 m²

Auftragsumfang

Architekturplanung

Ort

Wien und Niederösterreich

Status

Idee

MitarbeiterInnen

Claude Probst (PL), Anna Romanova, Marieke Senkspiel

Landschaftsplanung

EGKK