Aus Spital wird Schule

Sanierung und Umbau des Orthopädischen Spitals Gersthof

 

Fotos 1928 aus "Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur", Stuttgart, Jg. 1928

Noch befindet sich das hundert Jahre alte Orthopädische Spital Gersthof im Dornröschenschlaf. Mitten in einem Park im 18. Bezirk gelegen wartet es darauf, wachgeküsst zu werden. Statt das denkmalgeschützte Gebäude in Eigentumswohnungen umzufunktionieren, sanieren wir es mit der Bundesimmobiliengesellschaft und schaffen eine Schule mit 23 Klassen und vielen Freibereichen für offenes Lernen. 

Fotos 2022: Andreas Buchberger
An der Fassade hat sich kaum etwas verändert: Nach wie vor strahlt der Haupteingang den Charme des späten Wiener Jugendstils aus.

Bewegte Geschichte

1926, im späten Jugendstil, eröffnete das Gebäude erstmals seine Pforten als „Frauenklinik Gersthof“ für Angestellte der Wiener Kaufmannschaft. Nur wenige Jahre später erwarb sie der Orden der Barmherzigen Brüder und wandelte sie in eine allgemeine Krankenanstalt, das St.-Augustinus-Krankenhaus, um. Während des Zweiten Weltkrieges kam es jedoch zum Zwangsverkauf an die Gemeindeverwaltung und zu einer Zwischennutzung als Militärspital. Erst in den letzten Kriegsjahren wurde der Standort wieder als Frauenklinik geführt, dieses Mal hielt die Nutzung bis in die 70er-Jahre an. Der Geburtenrückgang und die damit einhergehende geringere Auslastung zwangen die Betreiber, die Frauenklinik in das Orthopädische Krankenhaus der Stadt Wien umzuwandeln. Als dieses war es bis Mai 2019 in Betrieb – dann übersiedelte die Abteilung ins neu errichtete Krankenhaus Nord.

Das Gebäude ist im Laufe der Zeit um ein Geschoß gewachsen ...
... aus den Setzlingen wurden riesige Bäume, die das Areal in einen Park verwandelt haben.
Suppentöpfe so groß wie Badewannen: Die Spitalsküche war einst im Untergeschoß zu finden ...
... heute erinnert nichts mehr an die Großküche.
So sah der OP-Saal mit Bay windows im obersten Stock der Frauenklinik Ende der 20er-Jahre aus.

Behutsame Umgestaltung

Was nun tun mit einem Krankenhaus, das als solches ausgedient hat? Lange waren Eigentumswohnungen im Gespräch, für die das denkmalgeschützte Gebäude umgebaut werden sollte. Die Bundesimmobiliengesellschaft hat sich dann jedoch dem Projekt angenommen und einen Architekturwettbewerb für den Umbau in eine Schule ausgeschrieben. Diesen haben wir 2020 gewonnen und arbeiten seitdem daran, das Gebäude auf behutsame Weise in eine zeitgemäße Schule mit abwechslungsreichen Freiräumen umzubauen.

Heute erinnert nur noch wenig Inventar an die orthopädischen Operationen, die hier bis Mai 2019 durchgeführt worden sind.
Unberührt wirken nach wie vor die Patientenzimmer, die wir bald zu Schulklassen umbauen werden.
Wo einst die Betten aneinandergereiht standen, entstehen Pausenräume für die Schülerinnen und Schüler.

Blick in die Zukunft

Wie diese Transformation gelingen kann? Statt dem historischen Bestand die Struktur einer typischen modernen Clusterschule aufzusetzen, entwickeln wir das Potential dieser charmanten Architektur mit ein paar gezielten Eingriffen weiter. Wir schaffen dezentrale Pausenzonen, die schlecht belichtete Mittelgang-Typologie öffnen wir mit Durchbrüchen der Innenwände für verglaste Türen und Nischen. So entsteht aus dem denkmalgeschützten Bestand eine moderne Schule mit hohen Aufenthaltsqualitäten.